Samstag, 27. Juni 2015

Comfortably Numb

Autor: Gilmour, Waters
Dauer: 6:22
First releaseThe Wall, 30. November 1979


Comfortably Numb bei  Roger Waters The Wall Live 2010-2013


Die dritte Single-Auskoppelung aus dem Waters'schen Opus Magnum "The Wall" von 1979 ist einer der bekanntesten Tracks von Pink Floyd und das nicht ohne Grund:
Verschmelzen hier doch die vereinten Kräfte von David Gilmour und Roger Waters zu einem Paradebeispiel der Musik von Pink Floyd. Gilmour selbst beschrieb das Stück als "one of the last pieces of truly good collaboration that we managed".

Textlich setzt sich der Song mit einem Erlebnis aus Roger Waters Kindheit auseinander, als er mit hohem Fieber zu Hause Todesängste ausstand. Im Film wird aber auch eine weitere Episode aus Waters' Leben herangezogen, nämlich wenn der Tourmanager im Film (Bob Hoskins) "Pink" vor einem Auftritt bewusstlos im Hotelzimmer findet und den Doktor bittet ihm doch eine Spritze zu versetzen, um ihn auf die Bühne zu bringen. In der Realität musste Waters' einmal unter extremen Schmerzen eine Show abliefern, was er nur durch entsprechende Medikation durchstand. Es stellte sich damals heraus, dass Roger Waters an Hepatitis litt. Waters' beschrieb das Gefühl unter Medikamenteneffekt auf der Bühne zu stehen als "angenehme Taubheit", eben "Comfortably Numb". Ebenso sein Gefühl durch das hohe Fieber als Kind ist damit vergleichbar. Beide Episoden sind im Film verarbeitet und im Text des Songs direkt angesprochen ("when I was a child, I had a fever / my hands felt just like two balloons"). Die Hotelszene im Film bezieht sich ebenfalls auf eine Erinnerung von Roger Waters, wie er Syd Barrett einmal in einem Hotelzimmer auffand. 
Im Film häutet sich Pink während des Gitarrensolos während er vom Hotel auf die Bühne geschleppt wird und mutiert zum publikumsmanipulierenden Diktator. Während der Bühnenshow (1980-81 und 1990 in Berlin) trug Waters einen Doktorkittel und versetzte der Mauer, die während der Show aufgebaut wurde, eine Spritze. 
The Wall Immersion Box 2012
Japanische 7"-Single 1980
Während die originale Idee von Roger Waters noch komplett anders ausgerichtet war, wurde zum Glück ein Demo, welches David Gilmour ursprünglich 1978 für sein erstes Soloalbum aufnahm, als Musikbasis verwendet. Diese Kombination erwies sich als perfekt und das Resultat gewann im Laufe der Jahre an Attraktivität und geriet in den Jahren immer tiefer in das kollektive Bewusstsein der Gesellschaft. Der Arbeitstitel des Songs war "The Doctor" und der Text der Demo-Version unterscheidet sich noch stark vom endgültigen Text.
Den Gesang übernahmen abwechselnd Gilmour ("Pink") und Waters ("The Doctor"). Zu Beginn allerdings wurde der Gesang anders aufgeteilt (siehe Demoversionen Immersionsbox) In den Folgejahren erwies sich der jeweilige Gesangspart bei Liveauftritten als ideal für Gastauftritte verschiedenster Stars:
Van Morrison (RW Berlin 1990), Robert Wyatt (DG 2001), Bob Geldof (DG 2001), Kate Bush, David Bowie, etc. Auch Richard Wright (DG 2006) und Guy Pratt (Pink Floyd Tour 1987 und 1994) übernahmen die Gesangsparts auf den jeweiligen Tours. 
Von großer Bedeutung ist hier auch das exzellente Gitarrensolo Gilmour's, welches von den Lesern diverser Musikzeitschriften zum "Besten Gitarrensolo aller Zeiten" gevotet wurde. Höchstwahrscheinlich war die Single-Auskoppelung (23.06.1980 mit Hey You als B-Seite) auch deshalb nicht so erfolgreich, da dort mit dem Gitarrensolo ein essenzieller Teil des Songs aus Platzgründen einfach ausgeblendet wurde (Kuriosität: Comfortably Numb ist der einzige Song auf The Wall, der am Ende auch auf dem Album ausgeblendet wurde). Das Orchesterarrangement für das New York Orchestra wurde von Michael Kamen und Bob Ezrin (und ist identisch mit den Arrangements für "The Final Cut" und "Anisina") übernommen.
Filmausschnitt Alan Parker - Pink Floyd The Wall

Besonders in den Live-Darbietungen entfaltete Gilmour in den folgenden Jahren sein Solo immer mehr und erreicht aufgrund der ausgiebigen Soli auf der Tour 1994 manchmal auch eine Länge von 10 Minuten. Die wahrscheinlich beste Live-Aufnahme des Songs auf PULSE, wurde leider aus Platzgründen gekürzt. 
Während der The Wall Shows 1980-81 stand Gilmour auf der Mauer, während Waters am Fuße der Mauer stand. 
Bei der All-Star Aufführung von The Wall 1990 in Berlin übernahm Van Morrison den Gesangspart von Gilmour und nach dem finalen Gitarrensolo wurde noch ein dritter Chorus hinzufügt. Nach dem Split von Pink Floyd übernahmen auf folgenden Pink Floyd Touren Guy Pratt den Gesang, bei Roger Waters Touren Jon Carin oder die jeweiligen Tour-Gitarristen. 

Es kam 2011 zu einer Wiederholung während eines Gastauftritts von Gilmour auf einer der Shows der Roger Waters The Wall Tour 2011 in London.

Der Song wurde auf allen Live-Touren von Pink Floyd, Roger Waters und David Gilmour gespielt, mit Ausnahme von Roger Waters' "The Pros and Cons of Hitch Hiking - Tour" 1984-85, sowie der "Radio KAOS Tour 1987".

Im Herbst 2015 wurde hingegen der Film zu "Roger Waters The Wall Live" veröffentlicht. Mit Kinopremiere am 29.09.2015 weltweit. 
2017 toppt David Gilmour dann mit Live at Pompeii alle bisherig veröffentlichten Versionen. Kurioserweise allerdings nicht mit der relativ uninspirierten Version in Pompeii am 7.-8. Juli 2016, sondern mit der Live-Version aus Santiago de Chile 2015, wo er ein brachiales Solo von sich gibt. Leider ist diese Version nur als Video erhältlich.
Weitere Veröffentlichungen: 
Audio:
Cinema-Poster 2015
1980 Pink Floyd - Comfortably Numb / Hey you 7" single-version (3:59)
1989 Pink Floyd - Delicate Sounds of Thunder 2LP; 2CD: live 19. August 1988, New York (8:57)
1990 Roger Waters - The Wall Live in Berlin: feat. Van Morrison live 21. Juli 1990 Potsdamer Platz Berlin; 2LP, 2CD (8:02)
1990 Various Artists - Knebworth The Album 2LP: live 30. Juni 1990, London (9:02)
1992 Pink Floyd - Shine On CD Box: remastered 1992 
1992 Pink Floyd - The Wall 2CD: remastered & repackaged 1992
1995 Pink Floyd - PULSE 2CD: live 20. October 1994, London (9:29)
2000 Pink Floyd - Is there anybody out there? - The Wall Live 1980-81; live 09. August 1980/ 15. Juni 1981) (7:26)
2001 Pink Floyd - Echoes The Best of... 2CD: remastered 2001 (6:54)
2002 Roger Waters - In the flesh live 2CD live März-Juni 2000 USA (8:08)
2006 Roger Waters - In the Flesh live 2CD&DVD re-edition
2007 Pink Floyd - Oh By The Way CD Box: Mini vinyl replica; remastered 2007
2008 David Gilmour - Live in Gdansk CD:  feat. Orchestra; live 26. August 2006, Gdansk (9:22)
2009 Pink Floyd - Delicate Sounds of Thunder 2CD: re-edition
2010 Roger Waters - The Roger Waters Collection Box (In the Flesh)
Mögliches DVD-Cover
2010 Roger Waters - The Wall Live in Berlin Special Edition; feat. Van Morrison live 21. Juli 1990 Potsdamer Platz Berlin; 5.1 mix; 2CD&DVD 
2011 Pink Floyd - A foot in the door CD: remastered 2011 (6:19)
2011 Pink Floyd - Discovery CD Box: new packaging; remastered 2011
2011 Pink Floyd - The Wall Experience Edition 3CD; remastered 2011
2011 Pink Floyd - The Wall 180gr. 2 LP Edition; remastered 2011
2011 Pink Floyd - The Wall Immersion Box Set (incl. The Wall remastered 2011; Is there anybody out there? remastered 2011 / David Gilmour Demo (3:15)Band Demo programme 2 (3:20); Band Demo programme 1 (3:15)
2011 Pink Floyd - The Wall Singles Box; remastered 2011
2012 Various Artists - 12-12-12 Concert for Sandy Relief: feat. Eddie Vedder live 12.12.12 New York 2CD (6:45)
2015 Roger Waters - The Wall A soundtrack to the film 2CD, 3LP (7:35)
2017 David Gilmour - Live at Pompeii 2016 CD, 4LP (9:59)
2019 Pink Floyd - The Later Years 1987-2019 DSOT remixed 2019; Knebworth Concert 1990 remixed 2019.
Video:
1982 Alan Parker - Pink Floyd's The Wall VHS
1990 Roger Waters - The Wall Live in Berlin; feat. Van Morrison live 21. Juli 1990 Potsdamer Platz Berlin; VHS
1995 Pink Floyd - PULSE VHS 20. Oktober 1994, London (9:36)
2002 Roger Waters - In the flesh live DVD live 27. Juni 2000 Oregon, USA
2002 David Gilmour In Concert DVD; feat. Robert Wyatt live Meltdown Festival London 2000
2002 David Gilmour In Concert DVD; feat. Bob Geldof live RAH London 2002
2003 Alan Parker - Pink Floyd's The Wall DVD; 5.1 mix
2003 Roger Waters - The Wall Live in Berlin DVD; feat. Van Morrison live 21. Juli 1990 Potsdamer Platz Berlin; 5.1 mix; 
DVD-Cover "The Wall" 2003
20?? Various Artists - Live at Knebworth Deluxe Edition 2CD&2DVD: live 30. Juni 1990, London 
2005 Pink Floyd - PULSE DVD; live 21.Oktober 1994, London; 5.1 mix
2005 Various Artists - Live 8; live 08. Juli 2005, Wembley, London
2006 David Gilmour - On an Island ltd. edt. DVD; live NY, AOL Sessions April 2006
2007 David Gilmour - Remember that night DVD; feat. David Bowie live RAH London Mai 2006 (9:38)
2007 David Gilmour - Remember that night DVD; feat. Rick Wright live RAH London Mai 2006 (7:38)
2007 David Gilmour - Remember that night DVD; live 7. März 2006 Mermaid Theatre London. (7:20)
2008 David Gilmour - Live in Gdansk DVD;  feat. Orchestra; live 26. August 2006, Gdansk
2012 Various Artists - 12-12-12 Concert for Sandy Relief DVD: feat. Eddie Vedder live 12.12.12 New York 
2015 Roger Waters - The Wall Live DVD& BluRay.
2017 David Gilmour - Live at Pompeii 2016 Bluray (9:59)
2017 David Gilmour - Live at Pompeii 2016 live Südamerika 2015, Bluray (9:00)
2019 Pink Floyd - The Later Years 1987-2019 DSOT remixed 2019 (9:54); Knebworth Concert 1990 remixed 2019; PULSE remixed 2019.

Freitag, 5. Juni 2015

Come in No. 51, your time is up

Autoren: Gilmour, Waters, Wright, Mason
Dauer: 5:01
First release: Zabriskie Point (Soundtrack), 09. Februar 1970


Explosion während "Come in No. 51, your time is up"

Zabriskie Point ist ein Film des italienischen Regisseurs Michelangelo Antonioni aus dem Jahr 1970. Antonioni wurde mit dem "Hippie"-Film "Blowup" im Vorjahr international berühmt und wollte mit Zabriskie Point einen sozialkritischen Film nachlegen. 
In Zabriskie Point geht es um Studentenrevolten in den USA, um freie Liebe in der Wüste und um die Auflehnung gegen den Kapitalismus. Hauptakteure sind ein Student namens Mark, der nach einer Studentendemo, auf welcher er einen Polizisten tötet ein Kleinflugzeug stiehlt und damit in die Wüste flüchtet. Zabriskie Point ist der angeblich heißeste Punkt der USA im Death Valley. Während seines Fluges entdeckt er eine junge Frau namens Daria, welche gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit einem Unternehmer in einer Luxusvilla ist. Die beiden treffen sich also mitten in der Wüste und lieben sich in den Sanddünen, danach fährt die junge Frau weiter zum Treffen und die Luxusvilla explodiert in vielen verschiedenen Kameraeinstellungen... So, das war dann in etwas die Handlung des Films. Effektiv floppte der Film ziemlich und wurde am ehesten wegen seines Soundtracks in die Annalen der Kinogeschichte aufgenommen.
Explosion der Konsumgüter

Ursprünglich wollte Antonioni nur Pink Floyd auf dem Soundtrack haben, war dann mit seinen Ansprüchen so abgehoben, dass Pink Floyd in kleinster Weise seine Erwartungen erfüllen konnten. 

"Come in No. 51, your time is up" = "Careful with that axe Eugene"

Alles was Antonioni in Wirklichkeit wollte war "Careful with that axe Eugene". 
Der Regisseur hatte die Live-Version des Albums "Umma Gumma" gehört und war von dem Song schwer begeistert. Laut Waters und Mason war dies in Wirklichkeit das Einzige was ihn interessierte. 
Antonioni lud die Band Ende 1969 für 2 Monate nach Rom ein, wo diese zahlreiche Tracks aufnahmen und versuchten den Ansprüchen des Regisseurs zu genügen. 
Die Sessions waren ausserordentlich produktiv und es zirkulieren zahlreiche Bootlegs dieser Aufnahmen, welche für ein komplettes Album durchaus gereicht hätten. Bekanntestes Leftover dieser Sessions ist wohl "The Violent Sequence" von Rick Wright, welches letztendlich einige Jahre später zu Us and Them wurde. Letztendlich schafften es aber nur 3 Songs auf den endgültigen Soundtrack. Antonioni hingegen verwendete schlussendlich dann doch Kompositionen anderer Musiker, wie The Greatful Dead, Kaleidoskope oder The Youngbloods für den Film. 
Cover DVD-Edition
Von den 3 verwendeten Songs war somit "Come in No. 51, your time is up" der eigentliche Wunsch des Regisseurs. Letztendlich handelt es sich um eine alternative Studioversion von "Careful with that axe Eugene", bei welcher die Gitarren rockiger aufgenommen wurden und 
der Song kompakter und prägnanter gehalten wurde. Der Waters-Schrei wird öfters wiederholt und das gewohnte "outro" des Songs fehlt. Er wirkt somit weniger lahm. 
Insgesamt gibt es drei verschiedene Versionen von "Come in...": Version 1 ist jene des Soundtrackalbums, Version 2 ist nur auf Bootlegs erhältlich und Version 3 ist jene, welche im Film verwendet wurde. Diese wirkt weniger prägnant und es fehlen einige Waters-Schreie. 
Dem Song wurde wahrscheinlich aus Copyright-Gründen ein anderer Name gegeben. über die Geschichte des Songs "Careful with that axe Eugene", sind die Details HIER zu lesen. 

Der neue Name bezieht sich übrigens auf einen Sketch britischer Komiker der Sendung "Q" aus den 60ern.

 1997 wurde der Soundtrack erneut auf CD veröffentlicht, diesmal mit einer 2. CD, welche unveröffentlichte Aufnahmen von Jerry Garcia und Pink Floyd enthielt. 2010 folgte dann die Vinyl-ReEdition auf insgesamt 3LPs. 
Cover Vinyl-Editon 2010

2016 hingegen wurde im Rahmen der The Early Years 1965-1972 Box innerhalb der Zabriskie Point Remixes eine Variation des Songs namens "Explosion" veröffentlicht, welches anderen Rhythmus und Dynamik aufweist.

Weitere Veröffentlichungen: 
1970 Michelangelo Antonioni's "Zabriskie Point" Film (5:06)
1986 Original Motion Picture Soundtrack Zabriskie Point CD
1997 Original Motion Picture Soundtrack Zabriskie Point Re-Edition 2CD
2008 Michelangelo Antonioni's "Zabriskie Point" Film DVD
2010 Original Motion Picture Soundtrack Zabriskie Point 3LP
2016 Pink Floyd - The Early Years 1965-1972; 1970 Devi/ation Zabriskie Point Remixes 2016 "Explosion" (5:48)